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Die Kleshas bezeichnen in der Philosophie des Yogas die fünf Ursachen des Leidens. Sie äußern sich häufig in Hindernissen, die dir im Alltag begegnen können und beeinflussen als innere Konflikte deine Gedanken, Emotionen und Handlungen auf subtile und oft unbewusste Art und Weise. Indem du dir der Kleshas bewusst wirst und lernst, mit ihnen umzugehen, kannst du zu einem harmonischen Leben gelangen. In diesem Beitrag nehmen wir die Kleshas etwas genauer unter die Lupe und geben dir praktische Strategien an die Hand, wie du negative Auswirkungen der Kleshas im Alltag mindern kannst.
Das erste der fünf Kleshas, Avidya, bezeichnet nicht weniger als die Wurzel allen Leidens und bedeutet übersetzt so viel wie Unwissenheit, Ignoranz oder Verwechslung. Laut Patanjali, dem Schöpfer des Yoga-Sutras, bildet dieses falsche Verständnis die Grundlage der vier übrigen Kleshas und begegnet uns tagtäglich.
Jeder Mensch sieht die Welt ein wenig anders. Wir leiden, weil wir die Geschichte, die unser Kopf uns erzählt, glauben. Wir glauben, was wir denken und erschaffen so ein subjektives Bild von uns und der Welt. Avidya ist somit eine Erfindung unseres Geistes — eine Erfindung, mit der wir uns derart stark identifizieren, dass wir häufig vergessen, mit unserem Herzen zu sehen. Erst das Verständnis hierfür ermöglicht es uns jedoch, unsere Welt durch Reflexion und Differenzierung Stück für Stück bewusster wahrzunehmen. Das eigene Bewusstsein wird erweitert.
Das Klesha “Asmita” stellt im Prinzip ein falsches Verständnis der eigenen Identität dar und bedeutet soviel wie “das Ich-Gefühl“. Diese verzerrte Selbstwahrnehmung entsteht aufgrund von Unwissenheit (Avidya) und wird sowohl durch Konditionierung als auch durch vergangene Eindrücke und Muster gespeist. Unsere Erfahrungen schaffen demnach das Bild, das wir von uns und unserer Persönlichkeit haben. Selbstbewusstsein ist zwar enorm wichtig, doch Asmita bezeichnet hierbei spezifisch das falsch verstandene Selbst.
Wir Menschen neigen zum Schubladendenken und schieben Dinge gerne auf die Persönlichkeit oder den Charakter, doch gehören diese oder jene Eigenschaften tatsächlich zu deinem Ich oder handelt es sich hierbei lediglich um Verhalten, welches dir seit Kindertagen beigebracht wurde? Gemäß Patanjali setzt sich Asmita aus der Macht des Wahrnehmenden (Purusha) und der Macht der Wahrnehmung (Darshana Shakti) zusammen.
Demnach entsteht Asmita, wenn der Wahrnehmende sich irrtümlicherweise mit dem Werkzeug identifiziert, welches er nutzt, um wahrzunehmen — seinem Geist.
Es gilt hier wachsam zu sein und bewussten Auges auf das Selbst zu blicken. Dies bedarf natürlich viel Übung, Geduld und Disziplin, doch es lohnt sich! Das eigene Verhalten, die eigenen Gedanken immer wieder selbst zu hinterfragen und nichts für bare Münze zu nehmen — das ist die Aufgabe der Yogis.
Dieses Klesha kann übersetzt werden mit drängendem Verlangen, Gier oder “Habenwollen”. Gemeint ist sowohl die Anhaftung an Objekte als auch an Menschen. Du hast ein Verlangen nach schönen Erfahrungen, willst Erinnerungen reproduzieren und stürzt dich auf Dinge, von denen du annimmst, dass sie dir dabei helfen können. Du klammerst dich an diese Sache und erhoffst dir hierdurch Erfüllung und Glück. All deine Gedanken, Worte und Taten werden durch diese blinde Anziehung gesteuert. Doch meist erfolgt nach tatsächlichem Erhalt des Angestrebten schnell die Erkenntnis, dass du im Grunde auch nicht glücklicher bist als zuvor. Das nächste Begehren muss her und schnell bist du in einem ewigen Kreislauf der Anhaftung gefangen.
Der Wechsel in die Rolle des Beobachters (Drasta) kann dir dabei helfen, diese Mechanismen zu erkennen und so den Kreislauf zu durchbrechen. Meditation, aber auch das bewusste Reflektieren im Alltag können die neutrale Beobachterinstanz immer weiter kultivieren.
Dvesha bezeichnet einfach gesagt die Ablehnung. Wir können Dinge oder Personen ablehnen, weil wir sie als Bedrohung empfinden oder bereits in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen damit gemacht haben. Aus derartigen Erfahrungen entwickeln sich schnell Vorurteile und Widerstände gegenüber dem als “anders” wahrgenommenen — unter anderem auch während der Yogastunde.
Dvesha wird dann zum Problem, wenn es in der eigenen Komfortzone zu gemütlich wird. In der Yogapraxis äußert sich dies vor allem durch das Ausbleiben von Weiterentwicklung und der Entdeckung des Ichs.
Eine gute Yogapraxis zeichnet sich dadurch aus, dass wir unsere Widerstände und Grenzen kennenlernen, denn gerade sie bieten den Raum für Wachstum und Potentialentfaltung. Im Alltag hilft besonders die Kultivierung von Disziplin und Leidenschaft (Tapas), Selbsterforschung (Svadhyaya) und Hingabe (Ishvara Pranidhana).
Das letzte der fünf Kleshas bezeichnet die Angst vor dem Tod oder vor dem Leben. Angst führt zur Aktivierung des sympathischen Nervensystems — und das ist gut so, denn es soll uns schützen. Zum Hindernis wird es dann, wenn wir einen Großteil unserer Zeit in dieser Überaktivierung verbringen, denn dann ist unser Geist auf Sorgen fokussiert und ruhelos. Mit einem Tunnelblick auf Gefahren wird unser Zentrum für logisches und komplexes Denken quasi abgeschaltet und auch das Mitfühlen mit Anderen ist hier nicht länger möglich.
Das erstrebenswerteste Verfahren bei einer solchen Überaktivierung ist nicht, die Angst vollständig loswerden zu wollen. Stattdessen solltest du dich mit einer eigenen Sadhana (Praxis) den Quellen deiner Angst annähern und lernen sie zu erkennen. Somit wird ihnen ein Teil ihrer Macht genommen und die Angst wird wieder zur Basisemotion.
Sich mit Abhinivesha und den eigenen Ängsten vertraut zu machen ist laut Yoga-Philosophie der erste Schritt im Umgang mit den Kleshas. Ist diese Grundlage gelegt, solltest du Schritt für Schritt lernen, die anderen vier Kleshas im Alltag zu erkennen und ihnen entgegenzuwirken.
Die Kleshas sind natürlich auch ein wichtiger Teil des Inhalts der umfassenden Theorie-Einheiten unserer Yogalehrer:innen-Ausbildung. Schau dir an, was dich dort sonst noch erwartet:
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